Montag, 20. Februar 2012

Tolaga Bay (das erste Mal)

Ja... meine Zeit in Tolaga Bay, da weiss ich gar nicht wo ich anfangen soll. Ich fang mal einfach am Anfang an. Nick und Sarah holten mich dann aus Tolaga Bay ab (die Farm ist 15 km ausserhalb). Das sind die beiden:



Wir sind dann aber nicht direkt dorthin sondern erstmal zu einer Arbeitskollegin von der Sarah, wo der Nick zwei Schafe schaeren sollte. Dann ging es abends auf die Farm...







(das Farmhaus:)




















Ich wusste nicht im geringsten was mich erwartet. Hatte schon befuerchtet, dass ich die einzige Wwooferin sein koennte und mich langweilen werde, soweit im Nichts. Aber das war komplett unnoetig. Als ich das Farmhaus betrat und in die knallgruene Kueche ging begruessten mich einige neue Gesichter.







Da war zum einen Jeremy, er ist Australier und lebt seid einigen Jahren mit auf der Farm und arbeitet mit Nick zusammen mit den Pferden.


















Er ist mit einem deutschem Maedchen zusammen. Das ist die 28 jaehrige Jess.



















Dann war dort noch DIce, ein 30 jaehriger Japaner und Benjamin, der 13 jaehrige Sohn von Sarah und Nick.






















Und zu guter Letzt die 26 jaehrige deutsche Jani. Wir haben uns ein Zimmer geteilt und waren die beiden Wwoofer, die mit den Pferden geholfen haben.



















Wie man sieht eine bunte Mischung und mal wieder eine gute Portion deutsch.







Nach dem Abendessen sassen wir noch draussen beisamen und hatten ein Bier. Jani erzaehlte mir dann schon einiges ueber die Arbeit mit den Pferden und was wir so fuer Aufgaben haben. Nick und Jeremy arbeiten ihre Pferde mit Natural Horsemanship - also "pferdefluesterei", Neben der Farm angegrenzt ist ein 80.000 ha grosser Wald in dem ihre Zuchtpferde wild leben. D.h. die Pferde leben dort in Herden mit einem Hengst und wenn die Fohlen alt genug sind holen sie sie rein um sie dann einzureiten und zu verkaufen. Das heisst sie sind wirklich wild wenn sie anfangen mit ihnen zu arbeiten. DIe Pferde von der neuseelaendischen Ostkueste sind relativ bekannt hier, da es dort ziemlich bergig ist und sie daher sehr trittsicher und taff sind. Also eher etwas schwierig zu haendeln.







So ging es am naechsten Morgen dann los.... naja was heisst es ging los?! Hier war das mit den Regeln alles etwas... okay es gab einfach keine Regeln. So standen wir dann irgendwann zwischen 8 und 9 auf und tranken erstmal einen Kaffee, dann gingen wir zur Weide und holten die Pferde rein. Wir putzten sie und dann kam Nick um uns zum Fruehstueck zu holen. Nach dem Fruehstueck sattelten wir und es ging los. Vorher noch etwas Bodenarbeit und dann ohne Gebiss auf wilden jungen pferden in den Wald. Wenn sie die Pferde einreiten werden sie die ersten Wochen erstmal nur mit Halfter und einem Strick geritten irgendwann mit zwei Stricken, dann mit einer gebisslosen Trense und dann irgendwann mit Trense. Dieser Wald war dann einfach ueberwaeltigend. Es war wunderschoen und man fuehlte sich wie in ein einem Maerchenland... dazu kam natuerlich noch, dass es superwarm und super sonnig war.


































































































































































Auf unserem Weg begneteten wir dann auch den Zuchtherden im Wald, da die Pferde in diesem Wald aufwachen, sind sie super trittsicher.















Da sie genau in der Hinsicht gebraucht werden, trainieren wir sie auch noch vom Ruecken aus auf ihre Trittsicherheit und ritten daher immer ueber Stock und Stein und bloss den schwierigsten Weg den wir finden konnten. Ich wusste noch nicht mal das Pferde solche Wege gehen koennen und es verlangt auch vom Reiter eine Menge vertrauen. Hier zwei Beispielbilder, leider etwas schlecht zu sehen und waren auch nicht die heftigsten Wege.























Nach einem vier Stunden auf einem alten harten Sattel durch den Wald... mein Koerper hat sich die ersten Tage sehr bemerkbar gemacht....







So wieder zurueck wurden die Pferde verpflegt und dann erstmal wieder hingesetzt und Kaffee getrunken. Ein Mittagssnack und eine Pause und am Nachmittag wurde dann im Roundpen mit den noch juengeren Pferden gearbeitet, die noch nicht geritten werden. Dort konnten wir dann auch einiges von NIck ueber seine Methoden lernen, was unglaublich interessant war. So dann ging es Richtung Abend. Da hat uns meistens NIck mit seinen Kochkuensten verwoehnt..... Von Pasta bis Chickencurry gab es alles. Oft auch Muscheln... nach denen man ueberigens am Tolaga Bay Wharft selber tauchen kann. (Der Wharft ist sehr bekannt, da er einer der laengsten der Welt ist.) So was danach passierte kam dann darauf an welcher Tag war. Von Montag bis Mittwoch waren Sarah und Benjamin immer in Gisborne, da sie dort als Apothekerin arbeitet und Benjamin natuerlich dort zur Schule geht. Das heisst Nick hatte dann immer "Sturmfrei", da passierte es doch das eine Mal, dass Nachbarn vorbei kamen diese das ein oder andere Bier mitbrachten. Ansonsten sassen wir nur beisamen und haben uns unterhalten oder einfach noch etwas Fernsehen geguckt.







Also so aehnlich verlief eigentlich jeder Tag, ein Ritt am Morgen gab es immer. Am Nachmittag arbeiteten wir nicht immer mit den Pferden sondern manchmal fuhren wir auch nach Tolaga Bay um ein bisschen einzukaufen oder ins Internet zu gehen.















Bei schoenem Wetter sind wir auch mal zu einem Bach in der Naehe oder einfach in den Pool gehuepft.
















Wie ihr seht.... es war einfach der perfekte Platz! An diesem Ort schien wirklich etwas die Zeit stehen geblieben zu sein und die Gelassenheit die ueberall herschte war einfach erstaunlich. Fuer mich ist es einfach der Ort den ich persoenlich auf jeden Fall in Neuseeland sehen musste.






















Mit der Zeit lernten wir auch immer und immer mehr Leute aus dem Dorf kennen und waren nach einer Zeit auch irgendwie ziemlich bekannt. Einer sagte mal zu Jani und mir auf einer Party, dass wir sozusagen Superstars in Tolaga Bay sind, da uns jeder kennt. Wir waren nunmal "the german girls".







Aber es passierten natuerlich noch viele andere Sachen...







An einem Wochenende fuhren wir am Samstag zu einen anderen Horseman in Tolaga Bay, der uns erstaunliche Sachen mit seinem Pferd zeigt. Er stand auf dem Pferd und knallte mit der Peitsche direkt neben dem Pferd...
















Wir verabredeten uns mit ihm fuer einen Tag am Sonntag ueber seine Farm, wir brachten unsere Pferde mit dem Pferdeanhaenger nach Tolaga Bay und ritten los...
























































































Nick am Pause machen....















Nach einer Pause ging es dann fuer einen kleinen Ritt an den Strand. Immer kurz nach Weihnachten ist ein Pferderennen am Strand, an dem Jani eigentlich teilnehmen wollte, also dachten wir wir machen eine kleine Trainingsstunde. Es war sehr witzig, da die Pferde es gar nicht gewohnt sind zu galoppieren, da es im Wald nicht so moeglich ist.






















Dann beschlossen wir den Pferdeanhaenger in Tolaga zu lassen und 15 km zurueck zu reiten. Das hat uns dann ungefaehr 4 Stunden gebraucht, aber Sarah kam und hat uns was zu essen und Bier gebracht.














Nach diesem Tag hatten wir dann wirklich einen guten Schlaf.







EIn anderen Tag ging es Schafeschaeren mit Nick bei einem Freund. Nick war fuer einige Jahre Schafschaerer. So sieht also ein echtes Woolshed und die Arbeit dort drin aus:










































Auch wir durften mal probieren... aber das ist echt ein harter Job und kurz nach dem Foto ist dann das Schaf weggelaufen :P






















Damit wird die Wolle zu einem Ballen gepresst. Wenn es gute Lammwolle ist, ist so ein Ballen ungefaehr 700 Euro wert.














Und suesse Laemmer gab es auch :)














Aber wir muessen ja auch was essen... also das Leben ist hart. Wir haben an dem Tag dann auch noch eins er Laemmer geschlachtet. Es war eigentlich echt gut, dass mal gesehen zu haben, da man diesen unangenehmen Teil ueber den Supermarkt doch immer umgeht...







Also werde ich es euch auch nicht ersparen ;)





















Und jaaa wir waren an einem Punkt dann doch schon ziemlich abgehaertet... DIe Lammschwaenze werden hier Traditionell, so wie ihr ihn dort sieht gegrillt und dann kratzt man alles vom Fell und so ab und ist das Fleisch. Das war eigentlich meiner den ich mal probieren sollte, aber ich habe ihn im Woolshed vergessen :(






Einmal waren wir Nacht Aale fischen. Da heisst es ging bewaffnet mit Gummistiefeln, Taschenlampen und mit Staepen mit einer Spitze dran zum Bach. Dort laeuft man dann den Bach entlang und versucht dann mit dem Stab die Aale aus dem Wasser zu ziehen. Dann toetet man sie mit einem Messer. Das Problem ist, dass sie angeblich zei Gehirne haben und daher sind sie relativ schwer zu toeten.





Jani und ich haben die glitschigen Dinger dann spaeter zubereitet. Gar nicht so einfach, da sie eine ziemlich dicke Haut haben und man diese nicht so einfach mit einem Messer durchbekommt. Wir haben sie dann in Honig, braunen Zucker und Zitronensaft eingelegt und gebraten. War echt lecker. Traditionell werden sie von den Maoris aber geraeuchert. Und das ist wirklich richtig lecker :)











Auch andere Tiere gab es bei Nick und Sarah auf der Farm zu entdecken. Zum einen waren dort die Hunde. Genau gesagt 13 von ihnen. Mein Glueck war, dass grade 2 Tage bevor ich gekommen bin Welpen gekommen sind. Ohhh zum verlieben Und sie sind immer und immer groesser und frecher geworden mit der Zeit...































































So und dann gab es noch Doloris, das Schwein. Sie war echt die witzigste... einmal bin ich morgens aufgewacht und hoerte nur wie Jani am schreien war, weil Doloris in die Kueche gekommen ist und den kompletten Muell ueberall verteilt hat. Und versuch mal so ein riesengrossen dickfaelliges Schwein davon abzubringen...










Und auch sie hat Nachwuchsbekommen. Fuenf kleine schwarze Ferkel und ein Rosanes :)

















Sooo und nun gibt es nochmal ein paar Geschichten ueber das kleine Oertchen Tolaga Bay. So wo soll ich anfangen? Ich glaube dieser Ort ist einer der speziellsten der Welt.... Auch in Neuseeland (insbesondere bei den Maoris) ist er sehr bekannt. Im Allgemeinen leben dort hauptaechlich Maoris... und die Menschen, die dort leben haben eher weniger Geld. Insbesondere das beeinflusst das Leben dort in vielen Hinsichten. Durch die Lage, kann man ein relativ guenstig Land kaufen. Ausserdem kann man im Wald gut Jagen gehen und auch WIldpferde gibt es. Das heisst schlussendich kann man wenig Geld ein gutes Leben fuehren. VIele haben ihr stueckchen Land und ein paar Tiere und gehen sich dann hauptsaechlich ihr Essen selber beschaffen. Alle sind mit diesem Leben aufgewachsen und wissen wie man sich auch aus der Natur ernaehrt. Es ist doch sehr beeindruckend. Obwohl die Menschen nicht viel Geld haben sind sie sehr herzig und lieben es zu teilen. Sie geben dir immer gerne etwas ab. Und wenn sie sich zum beispiel was zu essen kaufen, essen sie die Haelfte und geben dir die andere. Manche Familien leben auch mit 8 Leuten in einem Haus mit zwei Schlafzimmern. Die Toilette hat keine Tuer und das Badezimmer auch nicht... aber man lebt nun mal so. AUch unser Nachbar lebte einfach in einem Haeuschen von der Groesse einer Garage. Er hatte noch einen Schuetzling aus dem Ort aufgenommen, welcher in einem Zelt schlief:















Und sie sind erstaunlich gluecklich. Man fuehlt sich als waere man einfach Jahre zurueck in de Zeit gereist und die Menschen sind auf ihre Art und Weise sehr zufrieden mit ihrem Leben. Auch die Zeit spielt nicht so eine grosse Rolle, alles ist einfach so viel gelassener und es gilt ein wenig: komm ich heut nicht, komm ich morgen. Jeder kennt wirklich jeden und das ganze Dorf ist wie eine grosse Famile. Und das Wort woertlich. Das ist der Cousin von, das ist die Tante... der Onkel... es war schon irgendwann etwas verwirrend :D Aber wie alle Dinge bringt auch das negative Seiten mit sich. Zum einen ist einfach nicht sehr viel los in diesen kleinen Orten und wenn die Langeweilie dann los geht wird doch einfach zum Shop gefahren und Bier getrunken. Also der Alkoholkonsum ist allgemein sehr hoch in Neuseeland, aber in diesem kleinen Ort war es noch krasser. Besonders bei den Jungs (jedoch auch bei den Maedchen) ist dadurch die kampflustigkeit sehr hoch. Das heisst sie fangen dann wegen jeder Kleinigkeit and sich Gegenseitig zu verpruegeln. Ich hab so auch den ein oder anderen kennen gelernt, der mal ein Gefaengnis von ihnen gesehen hat.





Da die meisten doch eher ein Leben in Tolaga Bay erwarten, da sie nur das kennen wird auch auf die Schule nicht so wert gelegt. Auch die Eltern sind manchmal nicht wirklich sehr dahinter... Daher kommt es, das mich doch Juengere gefragt haben, ob wir in Deutschland Englisch sprechen oder unsere eigene Sprache haben. Ziemlich erschreckend...





Auch ein grosses Problem ist Gewalt in Familien. Es ist keine Seltenheit, dass der Mann seine Frau verpruegelt und auch die Kinder werden manchmal nicht verschont. So kam es dass es dann bei den alten Nachbarn von Sarah und Nick eskaliert ist.... Die Mutter und Tochter kam eines Tages die Einfahrt hoch und hatten ueberall Blut, da der Mann durchgedreht ist. Spaeter habe ich die beiden auch kennen gelernt. Soweit ganz normale Leute aus Tolaga Bay.





Die andere Sache ist wie die Einheimischen dort ihre Tiere behandeln. Sie haben insgesamt sehr alte Methoden und ausserdem sind es meist Arbeitstiere, d.h. sie muessen funktionieren, ansonsten gibt es kein SInn sie weiter zu fuettern. Ja da wird doch das ein oder ander Mal die Pistole geholt und ein Hund oder ein Pferd erschossen. (Dazu muss ich natuerlich sagen, dass das nicht ueberall so war, zum Beispiel auf der Farm wo ich war wuerden sie das nie machen.) Auch die Methoden wie sie Pferde einreiten sind etwasfragwuerdig. Sie fangen sie mit Lasso und dann werden sie stranguliert, auf den Boden gezogen (Manchmal auch die Beine zusammengebunden) und oft getreten bis die ein oder andere RIppe gebrochen war. In der Regel stirbt 1 von 10 Pferden. Und das sind nicht alle Methoden... genau kenn ich auch nicht alle.... will ich denke ich gar nicht. Manche davon kann man noch nichtmal glauben. Das passiert wenn man Pferde umsonst oder fuer wenig Geld bekommt. Oft werden sie auch als Hundefutter verwendet...

(Auch dieses kleine huebsche Ding lag schon auf dem Boden und war beinahe tod, zum Glueck kam in dem Moment Jani und konnte noch ein Messer holen und hat das Lasso durchgeschnitten.)








Aber auch mich den Hunden ist es nicht ohne. Wenn sie nicht machen was sie wollen werden sie getreten oder bekommen kein Futter oder Wasser. Die krasseste Geschichte die ich gehoert habe, war von einem Farmer der nicht mehr wollte das seine Hunde Angst vor ihm bekommen durch das treten. Also hat er seine Hunde darauf trainiert sich gegenseitig zu "bestrafen". Also wird der hund angebunden und er sagt dem anderen dann, dass er auf ihn los gehen soll. Er hat seine Hunde soweit trainiert, dass sie nur was trinken wenn er es ihnen erlaubt.





Dieser Ort ist einfach durch und durch "Old School"... und es hat so seine gute Seite, aber auch seine schlechte... Ich war eher angetan und fasziniert und ich bin sehr gluecklich das gesehen zu haben. In gewisser Weise habe ich mich auch ein wenig in diesen Ort verliebt und werde ihn schlussendlich immer in guter Erinnerung behalten (auch wenn er mich manchmal verrueckt gemacht hat).





So das war es von mir erstmal ueber meine bis jetzt beste Zeit in Neuseeland (und ich vermute das wir auch so bleiben). Eure Leonie :)